Samstag, 22. Dezember 2012

Sind wir für Glück gemacht ?

Mein Leben dreht sich im Kreis. Immer und immer wieder. Und immer wieder komme ich beim Unglücklich sein an. Man könnte jetzt sagen, dass ich, wenn sich mein Leben doch im Kreis dreht, auch immer wieder beim Glücklich sein ankomme. Könnte man. So bin ich aber nicht. Was, wenn ich das Unglücklich sein brauche ? Die Melancholie ? Was, wenn wir Menschen ein bisschen Unglück einfach brauchen ? Und was, wenn manche einfach ein bischen mehr Unglück brauchen als andere ? Versteht mich nicht falsch. Ich rede nicht von tatsächlichem Unglück. Ich lebe in einem der reichsten Länder der Erde. Ich mache den höchstmöglichsten Schulabschluss. Ich habe die besten Chancen. Ich bin gesund. Es geht mir gut. Verdammt, es geht uns allen gut. Ich rede von theatralischem Unglück. Ich rede von Schmerz, den wir irgendwo doch auch brauchen. Ich rede davon, samtigen Rotwein aus bauchigen Kelchgläßern zu trinken, laut Edith Piaf zu hören und pausenlos zu rauchen. Sich in der Melancholie zu verlieren, mit jeder Faser seines Körpers sich selbst spüren. In einem gewissen Maß, wunderschön. Irgendwo ist es doch auch arrogant, diese Art von Schmerz. Die großartigsten Menschen des letzten Jahrhunderts : alle haben sie gelitten, irgendwie. Kein echtes Problem. Kein echter Schmerz. Nur das Gefühl, mal wieder was zu spüren, in unserer schnellen Zeit, in der gar nicht mehr gefühlt wird. Und irgendwann, da wird es gefährlich. Da brauchen wir den Schmerz plötzlich, um überhaupt noch zu fühlen. Wir werden süchtig, verlieben uns ins leiden. Können nicht mehr raus, die wir so gut spielen, als wären wir es tatsächlich. Bis wir eins werden mit unserer Rolle, und nicht mehr unterscheiden können, was real ist und was nicht, ob wir nun tatsächlich leiden oder unsere Rolle spielen. Wir trinken den Wein aus gewohnheit, versinken in einer Depression, die wir selbst angezettelt haben. Manchen Fehler, weil wir nicht mehr erkennen können, wenn etwas richtig ist. Verlassen den richtigen, weil wir mit soviel Glück nicht umgehen können, es irgendwie nicht zu uns passt. Kapseln uns ab, weil niemand jemals verstehen kann, dass wir nur eins brauchen : Unser Unglück. Unser theatralisch-dramatisches, verdammtes Unglück. Die meisten Probleme, die wir haben, haben wir selbst verschuldet. Im Grunde fällt alles auf uns selbst zurück. Und hier bin ich : mit all meinen Problemen. Alle sind sie meine eigene schuld. Gerade eben war alles noch in Ordung. 2 Jahre Therapie, ein neuer Freund, eine erste gemeinsame Wohnung, ein Job in dem ich gut war. Und plötzlich wurde ich einfach zu glücklich. Hab den Job gekündigt, meinen Freund rausgeschmissen. Aus dem Rot wurde Weißwein, aus Edith Piaf Regina Spektor. Das Gefühl ist das selbe geblieben. Meine Depression und ich, wir sind glücklich zusammen. Vielleicht gibt es einfach Menschen, die nicht für Glück gemacht sind ?

Montag, 16. Januar 2012